Melbourne 15.11. - 21.11.2012
Über Melbourne hörten wir egal von wem nur Positives, häufig wurden uns sogar Superlative um die Ohren geworfen. Irgendetwas musste also dran sein an der Faszination dieser Stadt. Nur würde Melbourne uns auch zu derartigen Schwärmereien bewegen können? Die Latte lag jedenfalls hoch.
In Melbourne sollten wir Isabelle, eine Freundin aus Aachen, und ihren Freund Peter treffen. Die beiden waren auch so nett, uns für die erste Nacht die Couch in ihrer WG zur Verfügung zu stellen. Zunächst holte uns Isabelle am Bahnhof Southern Cross ab, wo wir mit dem Airport Shuttlebus ankamen. Für uns ist es immer ein tolles Gefühl, bekannte Gesichter auf der Reise zu treffen, wir freuten uns sehr. Isabelle fuhr zunächst mit uns in das hippe Viertel Fitzroy, in dem sie wohnte. Wir hätten es für die erste Nacht nicht besser treffen können, denn das Künstlerviertel Fitzroy war ganz nach unserem Geschmack. Kleine, ältere Häuser, in denen viele Cafes, Boutiquen, Bars und Restaurants untergebracht waren. Hier und da blätterte die Farbe vom Holz ab oder die Hausfassade war brüchig, aber alles passte perfekt in ins Bild, Fitzroy hatte Charme. Und dieser drückte sich auch in den Menschen, die wir in diesem Viertel sahen, aus. Denn alle waren freundlich, hatten ein Lachen auf den Lippen und sahen zufrieden aus. Was uns außerdem sehr gefiel, jeder konnte so rumlaufen, wie er es selber wollte. Was in Fitzroy alles als Mode, nein als modisch durchging, herrlich. Häufig schmunzelten wir uns an und dachten dasselbe - in einem Künstlerviertel muss eben auch Mode am Menschen erprobt werden. Für uns fügte sich ein absolut authentisches, ehrliches Bild dieses Viertels und seiner Menschen zusammen, wir haben es lieben gelernt. Natürlich hatten wir auch das Glück, dass wir genau in der Woche in Melbourne ankamen, in der die ersten Sonnentage zu verzeichnen waren. Die Menschen kamen aus ihren Löchern, die Straßen erwachten und wir spürten das Leben. Isabelle erzählte uns, dass es im Herbst und Winter in Melbourne sehr ungemütlich sein kann und deshalb auch alle den Frühling mit seinen Sonnenstrahlen lieben. Ja, die Melbourner genossen es, das konnten wir sehen. Sie schlenderten tagsüber durch die Straßen, tranken Kaffee in der Sonne, standen in Gruppen zusammen und plauderten, saßen in den Parks und machten ein Picknick. Im frühen Abend wurde das eine oder andere Kaltschalengetränk in der Sonne sitzend, stehend oder liegend vernichtet und abends waren dann die Bars voll. Auch wir sprangen auf den Zug auf, kauften Wein und Käse, klappten die Campingstühle auf dem Bürgersteig vor der Wohnung der beiden auf und ließen uns in der Nachmittagssonne nieder. Vielen Passanten sprang der Neid aus dem Gesicht, als sie uns lachend passierten. Das Leben war wieder sehr sehr hart zu uns. :-)
Nach der ersten Nacht zogen wir um in das Claremont Guesthouse in dem Viertel South Yarra, welches wir abermals von Hostelbookers Deutschland für fünf Nächte gesponsort bekamen. Einen Bericht dazu und Bilder findet ihr weiter unten. Wir bedanken uns jedoch hier schon für die tolle Unterkunft bei Hostelbookers.
In den kommenden Tagen stand für uns Sightseeing mit Isabelle und Peter auf dem Programm. Es traf sich gut, dass auch die beiden vor ihrer Rückkehr nach Deutschland die eine oder andere Ecke ihrer Wahlheimat auf Zeit noch mal bei Sonne erkunden wollten. Wir sahen nahezu alles, was Melbourne zu bieten hat. Hervorheben wollen wir aber die alte Bilbliothek. Normalerweise zeichnet diese ja immer eine modrige, staubige und sauerstoffarme Luft, eine lieblose Einrichtung und eine einschläfernde Atmosphäre aus - so ging es Tom zumindestens immer im Studium. Die Bibliothek in Melbourne wirkte komplett anders, denn die alten Holzregale, die wunderschönen hölzernen Arbeitsplätze und die weißen, teils mit Stuk verzierten Wände und Decken hatten Stil. Und davon sogar so viel, dass Tom wahrscheinlich als Student hier nicht immer in die Cafes am Campus oder auf die Beachvolleyballanlage der Sporthochschule geflüchtet wäre. Jedenfalls seltener! :-) Melbourne hat noch viele ältere Gebäude zu bieten, die einfach schön sind. Es würde hier aber den Rahmen sprengen, auf alle einzugehen. Ihr müsst schon selber in diese geile Stadt kommen. Aber nicht nur die Zeugen aus vergangenen Tagen machen den Reiz dieser Stadt aus, auch die jüngeren Attraktionen bieten tolle Erlebnisse. So fuhren wir z.B. auf das höchste Gebäude Australiens hoch, den Eureka-Tower, und hatten einen atemberaubenden Blick über die Melbourne und das weitere Umland. Sehr lohnenswert sich 86 Stockwerke hochschießen zu lassen.
Wenn die Füße qualmen und die Kräfte schwinden, sollte man eine Pause machen. In Australien mal eben einen kleinen Snack zu sich zu nehmen ist meist sehr teuer. Umso mehr verwunderte und freute es uns, dass Sushi in Melbourne wirklich billig und gut war. Zuhause essen wir es regelmäßig und haben es auf unserer Reise doch sehr vermisst. In sechs Tagen Melbourne aßen wir fünf Mal Sushi, waren glücklich und hatten auch noch gespart. Wenn es doch immer so einfach wäre. Nicht so billig ist der Alkohol in Australien, was manchmal wirklich nervig war und uns zur absoluten Enthaltsamkeit zwang. Jetzt gibt es aber in Toms Leben eine Sache, die nicht ohne ein gepflegtes Bier auskommt - Vater Fußball. Und da wir das Glück hatten, dass die Melbourne Mariners im heimischen Stadion ein Spiel gegen den Tabellenführer Central Coast hatten, investierten wir auch in ein herrlich leckeres Stadionbierchen. Das schmeckte dann noch besser, als wir zudem ein ansehnliches 2:2 geboten bekamen. Tom war mal wieder seelig, denn der Stadiongang mit der Noldenbande zum geliebten FC fehlt doch sehr. Besonders an diesem Stadionerlebnis waren dann noch die vielen Möwen, die meinten, sich während des Spiels auf dem Rasen niederzulassen. Immer wenn sich dann das Spielgeschehen in Richtung der sich gerade gelandeten Möwen verlagerte, sahen wir wieder zwischen 100 und 150 Flugtierchen aufschrecken und zu einer anderen Ecke des Rasens umziehen. Ab der 20. Minute bot sich uns dieses Schauspiel durchgehend, manchmal verlor man deshalb den Ball kurzfristig vor lauter weißer Flecken aus den Augen. Dabei hätten die Möwen es alles viel einfacher haben können, denn im Gästeblock wäre genug Platz bei nur sagenhaften 40 Fans gewesen - Australien ist ein großes Land und die Auswärtsfahrten dementsprechend lang!
Sportlich wollten wir auch in der kommenden Woche auf Tasmanien und in näherer Zukunft in Neuseeland und Südamerika sein. Da Tom seine schweren Wanderschuhe schon wieder im Rucksack von Hilli nach Hause gegeben hatte, mussten neue Treter her. Kriterien: möglichst leicht, möglichst billig und 100-prozentig passend, denn Blasen und Druckstellen beim Wandern sind nicht so richtig toll. Reiseführerin Isabelle hatte da den Tipp, dass es in Melbourne viele Outlets der besten Outdoor-Marken gibt. Und Tom wurde fündig in einem Salomonschuh, der zuhause mehr als doppelt so viel gekostet hätte. Die Reisekasse musste nicht zu sehr leiden. Für Vera fanden wir dann sogar noch bequeme Turnschuhe, da die von zuhause mitgebrachten mittlerweile den Dienst quittierten. Wir waren insgesamt um 140 Euro ärmer - nicht schlecht oder?
Bei so viel sportlichem Schuhwerk kribbelte es dann Tom endlich noch mal im Hindern und er wollte sich ein wenig lauftechnisch bewegen. Keine schlechte Idee, nur ist das so eine Sache nach 4 1/2 Monaten sportlicher Magerkost. "Langsam laufen, nicht zu lange und ein paar Kraftübungen im Park sind ja wohl drin", dachte er sich. War es auch, bis 500 Meter vor dem Guesthouse. Da meldete sich der Körper und gab zu verstehen, dass die Einheit bei weniger Sonne und mit mehr Flüssigkeit wohl besser funktioniert hätte - Tom musste sich in einem Kaffee schön verschwitzt, eher bleich als braun zwischen die gutriechenden Gäste an einen Tisch setzen und um Wasser bitten. Nach zehn Minuten absolvierte er die letzten 500 Meter gehend - man ist halt keine 20 mehr.
Zu guter Letzt wurden wir noch überrascht. Dabei steckte Isabelle mit Mama Prinz unter einer Decke, wir bekamen einen Abend in der alten Sternwarte am Botanischen Garten Melbournes geschenkt. Wir hatten einen überragenden Blick auf den Mond und konnten die Krater gestochen scharf sehen, ein tolles Erlebnis. Auch den Jupiter mit seinen Monden konnten wir betrachten, dazu erzählten uns dann zwei Sternenkundler einige Sachen über die Historie. Wir schicken ein ganz großes Dankeschön nach Hause! Ihr habt uns eine große Freude bereitet.
Es gingen somit sechs wundervolle Tage in Melbourne zu Ende. Die Stadt hat auch uns in ihren Bann gezogen und wir werden mit Sicherheit irgendwann wiederkommen. Melbourne zählt für uns neben Vancouver und Barcelona zu den schönsten Städten, die wir bisher besuchen durften. Natürlich wollen wir auch Isabelle und Peter für die tolle Zeit danken, denn ohne euch hätten wir Melbourne wahrscheinlich nicht so kennen gelernt. Danke!
Aber jetzt wartet ein Abenteuer auf uns, auf dass wir uns so sehr gefreut haben - Tasmanien. Lest euch die Erlebnisse von unserer bisher schönsten Zeit auf der Reise in dem Text Tasmanien durch. Viel Spaß!
Claremont Guesthouse Melbourne
Hostelbookers Deutschland ermöglichte es uns, vom 16.11. - 21.11. im Claremont Guesthouse zu schlafen.

Das Guesthouse liegt in dem schönen Viertel South Yarra und ist wunderbar per Bahn zu erreichen. Wir kamen an und grinsten schon erfreut, als wir das alte, sehr schöne Gebäude sahen. Der Charakter des Altbaus wurde auch in der Inneneinrichtung nicht zerstört, denn die alte Treppe mit Teppich, die schönen Türzargen und die hohen Decken erinnern daran, dass man sich in einem Altbau befindet. Sehr geschmackvoll. Das Guesthouse kann viele Personen unterbringen, weshalb die Zimmer auch klein, aber vollkommen ausreichend sind. Badezimmer und WC, sauber und gut eingerichtet, teilt man sich auf dem Flur mit anderen Gästen. Das Frühstück, Toast, Marmelade, Butter, Müsli, Saft, Kaffee und Tee ist inklusive und man kann es in dem großen, ebenfalls nett eingerichteten Frühstücksraum einnehmen. WIFI gibt es ebenfalls, zuerst ein gewisses Kontingent frei, wenn das dann aufgebraucht ist, zahlt man. Wer keinen eigenen Rechner dabei hat, kann die bereitgestellten des Guesthouses nutzen. Das Personal am Empfang ist sehr freundlich und hilfsbereit. Einziges Manko ist die Arbeitsweise der Putzkolonne. Diese lassen stets lange Zeit Bettwäsche, Handtücher und Arbeitsgeräte im Gang verteilt liegen, sodass man aufpassen muss, nicht Opfer dieser Stolperfallen zu werden. Mit ein wenig koordinativem Geschick kann man aber auch diese kleinere Hürde meistern. Deshalb würden wir auch jederzeit wieder im Claremont Guesthouse einkehren.
 
 
Phillip Island 28.11. - 29.11.2012
Nachdem wir direkt vom Flughafen erneut zu unserem Camperverleiher des Vertrauens gefahren waren und dort erstmals auf ehrliche Art und Weise einen Camper (VW Crafter) für elf Tage geliehen hatten, ging es erneut zur Aldi-Filiale, ebenfalls zu der unseres Vertrauens.
Mit einer wahnsinnigen Routine kauften wir für die elf Tage ein. Da die Reisekasse wieder geschont werden musste, fanden sich vornehmlich Nudeln, Reis, Saucen, Toast und Hack im Einkaufswagen wieder. Wenigstens hatten wir aber für zwei Mahlzeiten deutsche Bratwürste und Salat gekauft. Was man sich auf so eine blöde Wurst freuen kann ist schon sagenhaft. Highlight an der Kasse war dann sicherlich die Palette Rotwein (12 Flaschen) zu Aldipreisen. Gesamtwert der Ware 190 AUD (ca. 150 Euro) - das konnte sich für elf Tage sehen lassen. Wir verstauten alles im Camper und los ging es in Richtung Phillip Island, einer kleinen Insel ungefähr 120 Kilometer von Melbourne entfernt. Dort leben die kleinsten Pinguine der Welt und denen wollten wir mal die Linse vor die Nase halten.
Das Wetter war schön, allerdings viel zu warm, weil wir uns auf Tasmanien an 20 Grad gewöhnt hatten. Nun ja, wir wollen mal nicht meckern, wenn in der Heimat Wollsocken und Mützen eure Füße und Köpfe warmhalten. Also neu ... Das Wetter war wunderschön und die 32 Grad machten uns überhaupt nichts aus. Auch nicht im Stau auf Melbournes Highways, der uns ca. zwei Stunden aufhielt. Alles kein Problem, es waren ja tolle 32 Grad. So kamen wir also im frühen Abend auf dem Campingplatz auf Phillip Island an und waren platt. Zu platt, um dem kollektiven Watscheln der flugunfähigen Vögelchen aus dem Meer zu ihren Nestern beim Sonnenuntergang zuzuschauen. Verschoben auf den nächsten Tag? Nein, denn unsere deutschen Campingnachbaren Werner und Tina erzählten uns, dass täglich um die tausend Menschen die Pinguine sehen wollen. Der Witz an der Geschichte kommt dann aber noch, man muss 20 AUD p.P. zahlen, darf aber keinerlei Kamera mitnehmen. Offiziell um die Watschelkönige zu schützen. Ein Verbot für den Blitz verstehen wir ja, aber kein Filmen oder Fotografieren? Das soll die Pinguine stören? Klar, weil die 1000 Menschen ja mucksmäuschenleise sein werden und die Pinguine bei jedem Klicken der Kameras zusammenzucken werden. Unserer Meinung nach pure Geldmacherei. Schade. So verbrachten wir noch einen lustigen Abend mit den beiden und verabredeten uns für den 10.12. in Sydney, um Tinas Geburtstag zu feiern. Wir erhöhten aus Trainingszwecken Weinpensum an diesem Abend und fielen gegen Mitternacht zufrieden ins Bett.
Was macht man denn auf Phillip Island, wenn man keine Pinguine beobachten geht? Es gibt da noch am äußersten Ende den Nobbies Point, einen Ort, wo viele Möwen in den Klippen brüten, eine Seehundkolonie weit draußen zuhause ist und man einen Vorgeschmack auf die imposanten Klippen der Great Ocean Road bekommt. Den schauten wir uns an und waren beeindruckt von der Schönheit dieses Ortes. Die meist sehr rauhen Felsen, die immer wieder dagegen peitschenden Wellen, die im Gras und den Blumen brütenden und schimpfenden Möwen und der herrlich blaue Himmel - ein perfektes Bild, das richtig Lust auf mehr macht, Lust auf die Great Ocean Road.
Great Ocean Road 29.11. - 05.12.2012
Zunächst mussten wir jedoch den Verkehr um Melbourne hinter uns bringen, bevor wir nach Torquay kamen, dem Start der Great Ocean Road.
Torquay ist bekannt dafür, dass hier Surfmarken wir Rip Curl ihren Ursprung haben und dementsprechend auch der Surf hier gut ist. Für uns würde allerdings in Australien surfen gehen bedeuten, dass wir uns einen Neopren-Anzug und ein Board ausleihen müssten. Und die Preise dafür sind einfach nicht zu bezahlen, leider. Mal sehen wie es auf den Fidschis ist. :-) Ach, da kommt die Vorfreude durch. Trotzdem verbrachten wir in Torquay zwei Nächte, weil man von hier den einen oder anderen Strand (Bells Beach,Jan Juc) und Point of Interest (Point Addis) anfahren kann. Wir hatten einen Campingplatz direkt am Strand, auf dem allerdings auch so der eine oder andere Jugendliche ein verlängertes Wochenende verbrachte. Wir konnten das seltsame Verhalten das eine oder andere Mal beobachten, so besprüht man sich z.B. als australische Jugendliche laut schreiend und wild gestikulierend mit Rasierschaum der Jungs (wieso benötigen die den schon mit 15 oder 16??) oder schreit einfach sinnlos über einen längeren Zeitraum im Caravan herum, um die Aufmerksamkeit der Jungs zu erhaschen. Die Jungs hatten Bier und waren weitestgehend uninteressiert. Von dieser Front also nichts Neues in Australien. Die Nächte waren wider Erwarten ruhig. Eine weitere Besonderheit bot sich uns auf dem Campingplatz in Form der australischen Elster - auch die tickt anders als bei uns. Zwar hüpft sie diebisch umher, jedoch krächzt sie wie R2D2, der Roboter aus Star Wars. Als dann noch unsere anderen Nachbarn "Ruhrgebiet" von Wolle Petri mitsangen, warteten wir nur noch auf Meister Joda und sein Laserschwert. Verrückte Welt in Torquay.
Und dann ging es endlich auf eine der Traumstraßen dieser Welt, auf die Great Ocean Road. Wir fuhren am ersten Tag von Torquay nach Princetown (!!!) und dieser Abschnitt war wirklich atemberaubend. Bis Cape Otway, wo eine Touristenfalle in Form eines Leuchtturms wartete, bekamen wir teilweise einen Krampf im Kiefermuskel, weil wir ständig über die fantastischen Panoramen staunen mussten. Zudem hatte der liebe Wettergott einen verdammt guten Tag ausgesucht und so genossen wir die sich an Steilklippen entlang schlängelnde Straße und das in verschiedenen Blautönen schimmernde Wasser, welches meistens sehr kraftvoll an die Steinwände schmetterte oder in niemals endenden Wellensets an den schönen Stränden an Kraft verlor. Nach dem Wilson Promotory Nationalpark ist Cape Otway an der Great Ocean Road der zweitsüdlichste Punkt des australischen Festlandes. Dass dort damals ein Leuchtturm errichtet wurde, um unter anderem Captain Jack Sparrow und den Mannen der Black Pearl den Weg zu weisen, liegt auf der Hand. Dass trotz dieses und unzähliger anderer Leuchttürme etliche Schiffe an der Südwestküste Australiens Probleme bekamen, lag wohl an der beschriebenen Wasserkraft in Kombination mit dem starken Wind. Dass heute genau dort an Cape Otway für den Eintritt in den Leuchtturm, bzw. für das Betreten der näheren Umgebung ein horender Eintritt verlangt wird, ist ... nicht nett. Cape Otway hat aber noch eine viel sehenswertere Attraktion, nämlich die zahlreichen Koalas, die in den Eukalyptusbäumen schlafen oder fressen. Wir sahen wahnsinnig viele der grauen Bären in den Bäumen direkt am Straßenrand. Ein herrliches Bild! Zum Abschluss dieses tollen Tages suchten wir uns einen Campingplatz in Princetown, denn hier mussten wir einfach eine Nacht verbringen. :-) Wir saßen lesend in unseren Stühlen vor dem Camper in der Sonne, beobachteten dann und wann Kängurus und die frechen Spatzen und bekamen Besuch. Ein herrenloser, zutraulicher Hund erhaschte unsere Aufmerksamkeit und wie es dann immer so ist ... er bekam sie auch von uns in Form von Streicheleinheiten, frischem Wasser und unseren letzten beiden deutschen Bratwürsten. Tom hätte ja mit einer mal angefangen, aber Vera ... setzte Tom kurzerhand für den Abend auf Diät. Der Hund dankte es und schlief eine Zeit lang vor unserem Camper im Gras.
Am folgenden Tag hatte der Wettergott dann irgendwie die falsche Taste gedrückt - Nebel, Nieselregen und schlechte Sicht. Keine gute Kombination, wenn man den berühmten zwölf Aposteln einen Besuch abstatten will. Wie dem auch sei, echte Öcher kann das natürlich nicht umhauen und so standen wir kurze Zeit später dort, von wo sonst die Postkartenmotive geschossen werden. Imposant, wie diese Sandsteinsäulen da in den tosenden Wellen stehen. Ebenso beeindruckend ist dann auch, wenn man sich vorstellt, dass das Wasser irgendwann diese Giganten zum Einsturz bringt und immer wieder neue formt. Noch besser konnten wir uns das vorstellen, als wir ein wenig später an der London Bridge standen. Dort konnte man bis vor einigen Jahren noch über eine natürliche Sandsteinbrücke gehen. Irgendwann stürzte diese ein und zwei Touristen saßen auf einer der Sandsteininseln fest. Beim FC würde aus allen Kehlen, weil Ex-Gladbach-Schwalbengott Marko Marin auf dem Boden liegt, zu hören sein: Hub- Hub- Hubschraubereinsatz. :-) Die beiden Touristen wurden gerettet. Auf den Bildern könnt ihr die Stelle der London Bridge erkennen, die einstürzte. Auch bei den Aposteln kann man noch auf eine Aussichtsplattform, wo man zwar nicht über eine Brücke gehen muss, jedoch auf dem zukünftigen 13. Apostel - so tauften wir den Felsen - stehen kann. Und der Romantik wegen sah das Drehbuch unserer Reise an diesem tollen Ort eine Kuss vor. Nicht ganz so romantisch ging es nach dem verheerenden Schiffsunglück der Loch Ard Gorge vor vielen Jahren zu. Diese zerschellte an der Sandsteinküste und man kann diesen Ort heute besuchen. Die Informationstafeln lehren einen dann, dass es seinerzeit nur zwei Überlebende gab, beide damals 19 Jahre alt und verschiedenen Geschlechts. Der 19-jährige Bursche muss damals heldenhaft das Mädel aus den Fluten gerettet haben. Und warum nun nicht so romantisch wie unser Kuss? Die beiden sahen sich nach der Rettungsaktion nie wieder. Im weiteren Verlauf des Tages fuhren wir den letzten Abschnitt der Great Ocean Road bis zu dem Örtchen Warrnambool. Auf dem Weg stoppten wir noch an der schönen Bay of Islands, die uns wirklich eine beeindruckende Szenerie bot.
Zu Warrnambool wollen wir dann aber noch eine Bemerkung machen: als wir unseren Strandspaziergang machten, mussten wir leider auf fünf abgetrennte Haifischköpfe und sogar zwei Haifischskelette am Strand direkt neben dem Hafen stoßen. Die Vermutung liegt nahe, dass hier einige Idioten Haie gefischt haben. Wegen des Fleisches wird dies wohl nicht geschehen sein, denn das ist nicht wirklich genießbar. Wegen der Flossen hoffen wir auch nicht ... um die Küsten von Haien zu befreien? So lasen und hörten wir jedenfalls schon hin und wieder mal in den Medien. Wie auch immer, ätzend. By the way, den Dokumentationsfilm Sharkwater sollte jeder mal gesehen haben. Sehr empfehlenswert.
Nachdem wir nun die Great Ocean Road hinter uns gelassen hatten wollten wir noch in den Grampians, einem Nationalpark im Landesinneren, wandern gehen. Wir starteten morgens in Warrnambool den Motor, schalteten das Radio an und mussten laut loslachen. Holländische Karnevalsmusik. Schunkelnd und mitsingend rollten wir die ersten Kilometer über die australischen Highways nach Tower Hill und seinem Wildlife Reserve Park. Dieser Park liegt mitten in einem inaktiven Vulkankrater und beherbergt Koalas, Wallabies und Emus. Und mit einem dieser Emus hatten wir eine besondere Begegnung. Verantwortungsbewusst informierten wir uns zunächst im Visitor Centre über die möglichen Rundwege und darüber, was zu tun ist, wenn uns einer dieser großen Laufvögel begegnet. Dort stand: "Bleiben Sie stehen und strecken Sie die Arme in die Höhe. Dadurch denkt das Emu, dass sie größer und somit zu stark sind." Nichts leichter als das. Fröhlich in ein Gespräch vertieft gingen wir los und fotografierten einen Baum, dessen Früchte aussahen wie, sorry, AA :-). Wir tauften diesen Baum kurzerhand "Scheissbaum" und wanderten weiter. Plötzlich hörte Tom abrupt auf zu reden und Vera hörte nur ein überraschtes "UUU". Keine Millisekunde danach riss Tom die Hände zum Himmel und blieb stehen. Es muss ausgesehen haben, als ob das Emu, welches direkt neben dem Weg an einem Strauch gefressen hatte, eine Pistole auf Tom gerichtet hätte. Wir zogen uns mit den Händen erhoben zurück, doch das Emu fand das anscheinend interessant und ging in unsere Richtung. Kurze Zeit später drehte es dann doch ab und wir brachen unsere Wanderung nach nur zehn Minuten Gehzeit ab, weil das Emu genau auf dem Weg weiterfressen wollte. Toms lehrbuchmäßige, blitzartige Reaktion sorgte dann noch im Camper für Freudentränen und weiter ging es in Richtung Grampians Nationalpark. Einen großen Teil dieser Fahrt folgten wir einem Viehtransporter, der Schafe auf vier Ebenen geladen hatte. Die armen Dinger waren wohl auf ihrer letzten Reise und die, die in der obersten Ebene eingesperrt waren, hatten quasi eine Cabriofahrt zum Schlachter. Irgendwann wunderten wir uns, dass immer wieder Schafsköpfe zu sehen waren. Ein paar der Wolltiere hatten anscheinend den Ernst der Lage verstanden und wollten schauen, ob es eine Chance zur Flucht gab. Denkbar ungünstig bei 100 km/h aus der obersten Lage eines Viehtransporters zu springen. Wir hatten zwischenzeitlich wirklich Angst, dass es ein Schaf probieren würde, da sie sich teils verdammt weit hochstemmten. Schlussendlich war aber glücklicherweise kein Stuntschaf auf dem Laster. Wie hätten wir auch ein Schaf in unserer Windschutzscheibe der Polizei erklären sollen? So kamen wir wohlbehalten im Nationalpark an und fanden in dem beschaulichen Örtchen Halls Gap einen Campingplatz. Auch an diesem Nachmittag lasen wir ein wenig in der Sonne. Dieses Mal beobachteten nicht wir die Tierwelt, sondern hatten das Gefühl, von den Kakadus, die es sich zahlreich in den Bäumen um unseren Camper gemütlich gemacht hatten, beobachtet zu werden. Diese treuen und extrem romantisch veranlagten Tiere saßen immer zu zweit auf einem Ast, schauten interessiert schnatternd zu uns herunter, putzten sich gegenseitig oder dösten einfach nur aufgeplustert und aneinander gekuschelt.
Wir wollten am folgenden Tag in den Grampians diverse kleinere Wanderungen zu den Attraktionen machen, jedoch zogen in der Nacht stärkere Winde und etwas Regen auf, sodass wir uns auf schlechte Sichtverhältnisse einstellten. Jedoch kletterte der Wetterfrosch am Morgen des folgenden Tages die Leiter ein großes Stück weiter hoch und uns küsste die Sonne wach. Das Frühstück schmeckte an der frischen Luft natürlich viel besser und bald schon starteten wir gestärkt unseren Tagesausflug. Unser Heim auf vier Rädern kämpfte sich zunächst zum Boroka-Lookout hoch, wo wir eine tolle Sicht über den Nationalpark und dessen Umland hatten. Als nächstes hielten wir an den Balconies, über das Tal hängende Steinformationen, wo wir das erste Mal gute 45 Minuten marschierten. Eine der Hauptattraktionen der Grampians, die McKenzie Falls, waren unser nächstes Ziel. Wir haben nun schon viele Wasserfälle gesehen und häufig ist es ja so, dass sie sich irgendwie ähneln und damit ein wenig an Reiz verlieren. Wir waren aber froh, dass wir zu den McKenzie Falls gewandert waren, denn es bot sich uns ein schönes Bild, wie das Wasser in zwei Stufen in den Abgrund platschte. Nachdem wir uns wieder vom Fuße des Wasserfalls zum Carpark hochgekämpft hatten, steuerten wir den Grand Canyon an. Nein, so imposant wie der große Bruder in Nevada war er nicht, aber es war durchaus nett, durch die massiven Steinformationen zu wandern. Wir erweiterten die Wanderung und gingen zu einem spektakulären Lookout, den Pinnacles. Dort oben wehte eine steife Brise und wir konnten größere, dunkle Wolken in - noch - sicherer Entfernung sehen. Also schossen wir unsere Erinnerungsfotos und traten den Heimweg an. Erste kleinere Schauer begleiteten uns kurzzeitig, sollten aber nur die zaghaften Vorboten einer stürmischen und nassen Nacht sein. Glücklich, die Lungen mit gaaaanz viel frischem Sauerstoff betankt und sich bewegt zu haben, kamen wir auf unserem Campingplatz wieder an. Die Sonne hatte sich noch ein letztes Mal durchgekämpft, sodass wir unter der Beobachtung der Papageien Wein und Buch genießen konnten. Mit und mit zog zunehmend Wind auf und wir verzogen uns in den Camper. Kurze Zeit später folgte Regen und der Wind wurde immer stärker. Zu stark für die Papageien, die schimpfend davonflogen. Für uns war der Abend wie gemacht, um Kniffel zu spielen und einen Film zu schauen. Der Wind schunkelte unser Heim, sodass wir Wie in einer wippenden Kinderliege einschliefen.
Und wenn sie nicht gestorben sind ... dann kannst du den Fortgang unserer Reise in "South Australia" miterleben. Denn wir wollten zurück zur Küste und in die Weinregionen im Adelaide.
Liebe Grüße
Tom und Vera |